Interview mit Maik Sauer

Nach der starken Hinrunde der 1. Mannschaft und der Ankündigung von Trainer Maik Sauer, den Verein nach der Saison zu verlassen, haben wir den Bezirksliga-Coach um ein Interview gebeten. Bereitwillig gab Maik Sauer zum Ende des Jahres 2021 Auskunft.

Viktoria Buchholz: Maik, Platz 3 mit 27 Punkten aus 13 Spielen. Wie zufrieden bist du mit der Hinrunde?

Maik Sauer: Man kann wirklich von einer guten Hinrunde sprechen. Von möglichen 39 Punkten haben wir 27 eingefahren. Wir waren die ersten 11 Spiele, mit dem Niederrhein Pokal gerechnet, ungeschlagen. Ich glaube, damit haben die wenigsten gerechnet, dass wir in dieser starken Liga so erfolgreich Fußball spielen. Auch mit der Art und Weise. Von daher kann man von einer guten Hinrunde sprechen. Aber das Wort Zufriedenheit aus deiner Frage mag ich nicht so sehr. Zufriedenheit bedeutet auch schnell Stillstand. Wir, und auch meine Person, wollen überhaupt nicht stillstehen. Im Gegenteil, wir wollen uns immer weiterentwickeln und auch kräftig Punkte in der Rückrunde einsammeln.

VB: Wie erklärst du dir den Einbruch zum Ende der Hinrunde mit den beiden Klatschen gegen Schönebeck und Katernberg?

MS: Das ist eigentlich relativ einfach zu erklären. Mir war von Anfang an klar, dass es zu irgendeinem Zeitpunkt einen Einbruch geben wird. Es ist ganz normal bei so einer jungen Mannschaft, wir haben übrigens wieder die jüngste Mannschaft in der Liga, dass das passierte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis da mal so ein Einbruch kommt. Die Niederlagen, insbesondere die 7 Tore gegen Katernberg, waren natürlich zu viel. Das gefällt mir dann auch nicht, dass wir so viele Gegentore bekommen. Besonders weil wir bis dato die beste Abwehr der Liga hatten. Man muss das aber nüchtern betrachten und die Kirche im Dorf lassen. Wenn wir bei solchen Teams, die mit ehemaligen Regionalliga-, Oberliga-, und Landesliga Spielern gespickt sind, nicht 120% auf die Straße bringen und der Gegner noch einen Sahnetag erwischt, dann wird es in solchen Spielen für uns immer schwer.

VB: Was hat dir besonders gefallen in der Hinrunde?

MS: Mir hat ziemlich viel gefallen. Ich finde, wir haben begeisternden Fußball gespielt. Wir haben immer versucht nach Lösungen zu suchen und sie meistens auch gefunden. Mannschaftliche Geschlossenheit haben wir an den Tag gelegt. Auch nach Rückständen sind wir wiedergekommen und haben nicht aufgegeben. Das spiegelt einfach die tolle Moral in der Truppe wieder. Vieles wurde umgesetzt und wirklich gut gemacht, so wie ich das sehen will. Ein schnelles Umschaltspiel, das Gegenpressing. Unser Angriffsspiel hat sich verbessert und ebenso unser Abwehrverhalten, die letzten zwei bis drei Spiele mal ausgeklammert. Insgesamt ist aber ein positiver Trend zu erkennen und wir waren und sind weiterhin auf einem guten Weg. Ich habe viele gute Dinge gesehen.

VB: Zum Auftakt der Rückrunde geht es direkt zum Tabellenführer TUSEM Essen. Ist das für dich schon ein wegweisendes Spiel? Bei einer Niederlage wäre der Abstand schon bei 7 Punkten, bei einem Sieg wäret ihr auf einen Punkt dran…

MS: Mit TUSEM Essen beschäftige ich mich noch überhaupt nicht. Mit Fragen wie „Was wäre wenn…?“ tue ich mich schwer. Das ist für mich noch in zu weiter Ferne. Für mich liegt der Fokus darauf, dass wir erstmal eine gute Rückrundenvorbereitung hinlegen. Die Pause ist lang, wir wollen mal sehen, wie die Jungs aus dem wohlverdienten Urlaub zurückkommen. Wichtig ist eine gute Grundlagenausdauer. Auch wenn vieles in der Hinrunde gut, aber noch lange nicht perfekt war, werden wir im mannschaftstaktischen Bereich noch zulegen müssen. Die Neuzugänge, die jetzt dazustoßen, müssen integriert werden. Das sind die Dinge, auf die ich mich jetzt konzentrieren werde. Was dann in ein paar Monaten ist, wir spielen ja erst im März gegen TUSEM Essen, damit beschäftige ich mich noch gar nicht. Wir sind gut beraten, erstmal unsere Hausaufgaben zu machen und eine gute Rückrundenvorbereitung an den Tag zu legen.

VB: Was hältst du eigentlich von dieser elendig langen Winterpause?

MS: Da fragst du mal am besten meine Frau, was die davon hält, dass ich so lange zuhause bin. Wahrscheinlich genau das gleiche, was ich von der Winterpause halte, nämlich nichts. Spaß beiseite, der Verband wird sich was dabei gedacht haben. Es ist sicher auch der kleinen Gruppe geschuldet. Aber klar, diese Winterpause ist deutlich zu lang. Wir müssen gucken, dass wir die Jungs auf Spur bekommen. Erstmal ist Ausdauerarbeit angesagt, bevor wir dann im individuellen und mannschaftstaktischen Bereich starten können und nicht zu viel Zeit verschwenden.

VB: Welches Ziel hast du dir mit dem Team für die Rückrunde gesetzt?

MS: Spannende Frage. Ich finde es generell spannend im Leben Träume und Ziele zu haben. Jeder Mensch sollte sich Ziele stecken, egal, ob im beruflichen, privaten  oder sportlichen Bereich. Das versuche ich meinen Jungs auch mitzugeben. Mentale Stärke ist dabei ein Thema. Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein, das sind spannende Punkte. Auf diesem Weg versuche ich die Jungs zu begleiten. Aber zurück zur Frage. Ich kann dir das nicht mit reinem Gewissen für uns als Mannschaft beantworten. Lass mich da mal ein bisschen tiefgründiger rein gehen. Um dir die Frage seriös beantworten zu können, muss und werde ich mit jedem einzelnen Spieler sprechen. Für mich selber kann ich sagen, ich will in die Landesliga aufsteigen. Das ist mein persönliches Ziel. Ganz klar. Da leg ich meinen Fokus drauf, das ist meine Messlatte. Aber es handelt sich um einen Mannschaftssport. Um dieses Ziel zu erreichen, brauche ich jeden einzelnen Spieler, braucht die Mannschaft jeden einzelnen Spieler, jede einzelne Puzzlestück ist wichtig. Aber wenn ich mit jedem Spieler gesprochen habe und jeder der Jungs sagt zu mir „Trainer, mein Ziel ist es aufzusteigen. Ich bin dafür bereit, alles zu tun, auf und neben dem Platz“, dann bin ich der festen Überzeugung, dass wir dieses Ziel gemeinsam schaffen. Wenn wir die mentale Stärke aufbringen, dieses Selbstbewusstein, dieses Ziel wirklich in uns zu implementieren und mit 1000%iger Überzeugung zu leben, werden wir das auch schaffen. Das ist mein persönliches Ziel und hoffentlich auch das der gesamten Mannschaft!

VB: Ich komme natürlich nicht umhin, dich zu deinem Rückzug zum Ende der Saison zu befragen, denn deine Aussage, „ich muss mal meine Komfortzone verlassen“, war mir zu kryptisch. Warum gehst du? Ist die Geschichte in Buchholz zuende erzählt?

MS: Ich habe mich bewusst so kryptisch ausgedrückt, wie du das gerade so schön genannt hast. Geschichte hört sich so nach jetzigem Ende an. Wir haben noch eine super spannende Rückrunde vor uns, auf die ich mich freue. Ich bin in einem fantastischen Verein, mit vielen tollen Menschen innerhalb und außerhalb des Vereins. Ich habe eine großartige und intakte Mannschaft. An mehr will ich im Moment nicht denken, ich konzentriere mich voll auf die Rückrunde und bin froh, in so einem tollen Verein noch sechs Monate sein zu können.

VB: Okay Maik, was ist aber denn jetzt genau dein Plan für die Zeit nach Viktoria Buchholz?

MS: Mein Plan ist es Freiraum zu bekommen, um mich persönlich und fußballerisch weiter zu entwickeln.

Das Interview führte Daniel Jung