Der 24-Jährige ist aus dem Irak geflüchtet und in Buchholz heimisch geworden. Bei der Viktoria hat er sein Debüt in der Landesliga-Elf gefeiert.

Halbzeitpause. Für die Ersatzspieler beim Fußball-Landesligisten Viktoria Buchholz üblicherweise der Zeitraum, in dem sie auf den Platz gehen, ein bisschen Torschusstraining üben, sich für einen Einsatz bereit machen. Azzawi Zaidan-Khalaf ist an diesem Sonntag ausnahmsweise mal davon befreit. Stattdessen sitzt er in der Sprecherkabine neben dem Karl-Dölzig-Platz und erzählt, warum er, der noch vor zwei Jahren im Irak lebte, jetzt ein Duisburger ist und das grün-schwarze Trikot trägt.

Zwei der Gründe sind auch mit dabei. Nicola Niehues und ihre Tochter Merle sind an die Sternstraße gekommen, um ihren Schützling kicken zu sehen. Wird diesmal nichts draus: Trainer Michael Roß wechselt drei andere Akteure ein. Azzawi hat allerdings schon zuvor für die Reserve der Viktoria gespielt und beim 3:1-Sieg gegen Croatia Mülheim ein Tor erzielt. Sein 13. in dieser Saison.

Auf der Flucht vor dem IS

Alles angefangen hat im Mai 2015. Azzawi Zaidan-Khalaf war gerade aus dem Irak geflüchtet, wo er in Shingal gelebt hatte. Die Stadt im Nordwesten seines Heimatlandes, Heimstätte vieler Mitglieder der Glaubensgemeinschaft der Jesiden, der auch der heute 24-Jährige angehört, war vom Islamischen Staat besetzt worden. Azzawi suchte Schutz im Gebirge, später schlug er sich dann nach Deutschland durch, landete in Duisburg. „Da habe ich dann in einer Turnhalle in Neumühl gelebt“, erinnert er sich in bereits gutem Deutsch.

Hier kommt Nicola Niehues ins Spiel. Die Buchholzerin war als ehrenamtliche Flüchtlingsbetreuerin tätig und kam mit einer Gruppe junger Männer in Kontakt, die in der Unterkunft Fußball zum Zeitvertreib spielten. Vielleicht wollten sie das ja auch gern mal im Verein tun? „Dann habe ich Georg Szalek, den Trainer der zweiten Mannschaft von Viktoria Buchholz gefragt, ob wir mal vorbeikommen könnten. Und am Ende ist von allen Azzawi übrig geblieben“, sagt Nicola Niehues lächelnd.

Ein Tor beim A-Liga-Debüt

In der Heimat hatte er in Mosul gespielt, allerdings nicht in einer organisierten Liga. In Buchholz erwies er sich als talentierter Angreifer, der sich erst einmal über Kurzeinsätze empfahl. Immerhin konnte er letztlich auch schon fünf Tore in acht Spielen zum Aufstieg der Buchholzer Reserve in die Kreisliga A beitragen. Eine Etage höher und eine ganze Saisonvorbereitung später setzte sein Coach dann beim A-Liga-Debüt sein Vertrauen in ihn – und Azzawi rechtfertigte es mit einem Treffer beim 2:2 gegen den 1. FC Mülheim. Fortan stellte er immer wieder seine Torgefährlichkeit unter Beweis.

Das blieb auch Michael Roß nicht verborgen. Der Coach der Landesliga-Elf, von Personalsorgen gebeutelt, schaute sich im Unterbau nach Verstärkungen um und wurde bei Azzawi Zaidan-Khalaf fündig. Vor eineinhalb Wochen feierte er seine Startelf-Premiere – im Derby beim FSV Duisburg, das mit 0:2 verloren ging. „Das war schon ein ganz anderes Tempo. Und ein sehr starker Gegner“, blickt er zurück.

Den ganzen Bericht könnt Ihr hier weiterlesen.

Bericht:

Thomas Kristaniak