Wer in der C-Jugend noch nicht vom Talent-Scout angesprochen wurde, muss sich nach einer Alternative zum Berufsziel Fußballprofi umsehen. TuS Viktoria Buchholz kooperiert mit der Arbeitsagentur. Jugendliche bekommen gezielt Perspektiven außerhalb des Fußballplatzes aufgezeigt.

Nicht jeder kann als Fußball-Profi das große Geld verdienen. Mit diesem Gedanken müssen sich die Jungs spätestens in der C-Jugend abfinden, wenn dann immer noch kein Talent-Coach angeklopft hat – also mit 14, 15 Jahren. Stattdessen will TuS Viktoria Buchholz den jungen Spielern gezielt die berufliche Perspektiven außerhalb des Fußballplatzes aufzeigen. Dazu arbeitet der Verein von der Sternstraße mit der Agentur für Arbeit zusammen.

Andreas Claus hat das Projekt „Ausbildungsverein Viktoria Buchholz“ in seiner Zeit als Jugendleiter ins Rollen gebracht. Damit wollen sich die Buchholzer nicht zuletzt im Wettbewerb um den Spielernachwuchs positionieren. „Wir wollen für Jungen attraktiv sein, die über den Tellerrand hinausschauen, sich nicht allein mit einer gesponserten Tasche oder ein paar Fußballschuhen locken lassen“, sagt Claus, der inzwischen das Amt des Zweiten Vereinsvorsitzenden übernommen hat.

Rund 100 der insgesamt 250 Kinder und Jugendlichen sind 15 Jahre oder älter. Also in dem Alter, in dem man sich schon mal langsam Gedanken darüber macht, wo die Interessen liegen und welches Praktikum infrage kommt.

Ein Netzwerk für Praktikumsplätze

Andreas Claus, selbst Vater zweier Söhne, weiß, dass man frühzeitig anfangen muss, um einen interessanten Praktikumsplatz zu ergattern. Er hat sich dafür eingesetzt, dass sein eigener Arbeitgeber jungen Spielern einen solchen Platz zur Verfügung stellt, ebenso ein Bewerbungstraining. Claus hofft, dass auch andere Vereins-Eltern im eigenen Betrieb trommeln, so dass man künftig auf viele verschiedene Praktikumsplätze zurückgreifen kann. Schließlich hat sich ein Verein schon oft als gutes Netzwerk bewährt.

Einmal im Jahr werden Mitarbeiter der Berufsberatung von der Agentur für Arbeit ins Vereinsheim geladen. „Dadurch, dass die Mitarbeiter zu uns kommen, sinkt die Hemmschwelle. Den Jugendlichen fällt es leichter, sich später im Arbeitsamt ausführlich beraten zu lassen“, so Claus.

Persönlichkeit in der Trainer-Ausbildung entwickeln

Neben dem Fußballerischen eignen sich die Spieler im Verein nebenbei Fähigkeiten an, die sie später im Beruf einbringen können: zum Beispiel Sozialkompetenz, wozu Fairness, Verantwortungsbewusstsein oder Teamgeist gehören.

„Darüber hinaus bieten wir Jugendlichen ab 14 Jahren auch einen Trainerausbildung an“, ergänzt Claus. Die Spieler, die später die Bambini trainieren, lernen nicht nur, Kinder zu motivieren. Sie müssen sich auch mit deren Eltern auseinandersetzen. Claus: „Dabei entwickeln die Jugendlichen ihre Persönlichkeit, bekommen Selbstbewusstsein.“

Noch steht das Projekt Ausbildungsverein am Anfang. „Wir hoffen, dass wir irgendwann mal sagen können, dass wir unseren Spielern den Weg zu einem Ausbildungsplatz geebnet haben“, sagt der Initiator der Aktion.

Bericht. derwesten.de – 12.11.2015 Gabriele Beautemps