Für uns alle ist die derzeitige Situation ungewohnt und schwierig. Kaum soziale Kontakte von Angesicht zu Angesicht und der Sport- bzw. Ligabetrieb ruht. Wir sprachen mit Maik Sauer über die gegenwärtige Phase und die nahe Zukunft.

Viktoria Buchholz: Zuerst mal die Frage zu deinem persönlichen Befinden. Sind deine Angehörigen und du wohlauf? Kannst du momentan ganz normal deinem Beruf nachgehen?

Maik Sauer: Vielen Dank der Nachfrage. Uns geht es sehr gut. Beruflich bin ich zum Glück auch nicht von Kurzarbeit betroffen. Ich arbeite in der Lebensmittelbranche und die Leute müssen ja nun mal regelmäßig essen. Von daher bin ich da jetzt nicht betroffen. Meine Frau und ich pendeln zwischen Home Office, ins Büro fahren und Kinderbetreuung. Das klappt sehr gut. Privat ist somit alles in Ordnung.

VB: Es gab die letzten Tage eine Videokonferenz der Bezirksligisten mit dem Fußballverband Niederrhein (FVN) zur laufenden Saison. Was kam dabei heraus?

MS: Ja, die gab es. Michael Roß hat daran teilgenommen. Aus unserer Bezirksliga Gruppe waren 16 Teams dabei und 14 davon waren für einen sofortigen Abbruch der Saison. Es soll keine Absteiger geben, aber Aufsteiger. Wir haben da erklärt, dass wir alles akzeptieren, was der Verband entscheiden wird. Ich will an dieser Stelle mal betonen, dass das für alle Beteiligten eine richtig schwierige Situation ist. In der jetzigen Phase wirst du es letztlich niemandem recht machen können. Es wird immer Verlierer und Gewinner dabei geben. Wir lassen die Entscheidungen des Verbandes mal auf uns zukommen.

VB: Wie halten sich deine Jungs fit? Hast du Ihnen Trainingspläne an die Hand gegeben?

MS: Nein, ich habe den Jungs keine Laufpläne an die Hand gegeben und habe das auch bewusst so entschieden. Ich vertraue meinen Männern und wir haben uns verständigt, dass sie sich eigenverantwortlich fit halten.

VB: Wie sehr trauerst du heute den völlig unnötig verschenkten Punkten gegen beispielsweise Vrasselt, Bocholt II oder Dinslaken 09 nach?

MS: Ich trauere da überhaupt nicht hinterher. Ich bin auch eher der Typ, der nicht zurückschaut, sondern immer nach vorne. Es war eine unheimlich wichtige Erfahrung für die gesamte Mannschaft diese Phase, die du gerade ansprichst, zu durchlaufen. Das war ein Entwicklungs- und Lernprozess für das Team. Solche Spiele werden auch in Zukunft auf uns zukommen und ich habe ganz großes Vertrauen, dass alle daraus gelernt haben. Ich schaue positiv nach vorne.

VB: Niemand weiß im Moment, wie es weiter geht. Wie bewertest du die Saison bisher?

MS: Bisher sehr positiv. Wir spielen eine ordentliche Saison. In den ersten neun Spieltagen sind wir regelrecht durch die Liga marschiert. Da haben schon viele gedacht, das geht die ganze Saison so durch. Mir war da aber schon bewusst, dass wir auch mal eine schwächere Phase durchlaufen werden. Leider waren dann ein oder zwei Spiele zuviel dabei, bei denen wir keine gute Leistung abgerufen haben. Aber wie gesagt, auch solche Situationen muss man mal durchleben und daraus lernen. Wir wir dann nach der Winterpause in 2020 zurück gekommen sind, dass war schon gut. Wir hatten ein sehr nervenaufreibendes Pokalspiel in Großenbaum und sind jetzt wieder im Niederrhein Pokal vertreten. Eine ganz tolle Sache für den Club! Im letzten Spiel vor der Zwangspause haben wir den Tabellenführer geschlagen und dabei unsere Qualitäten gezeigt. Von daher ist es sehr schade, dass es jetzt diesen Cut gegeben hat. Wir waren sehr zuversichtlich, dass wir diesen Lauf fortsetzen würden. Jetzt wären die Spiele gegen die Mannschaften gekommen aus dem Mittelfeld und dem unteren Drittel. Wir haben, wie gesagt, aus der Hinrunde gelernt und ich bin fest davon überzeugt, dass wir diese Spiele gewonnen hätten. Damit hätten wir uns auch in der Tabelle (momentan Platz 4) nochmal entscheidend verbessert. Wir werden jetzt sehen, wie es weitergeht, aber es sieht ja alles nach Abbruch der Saison aus.

VB: Ihr seid schon in den Planungen für die neue Saison. Viele Spieler aus dem aktuellen Kader haben schon verlängert, es gibt Abgänge, aber auch Zugänge. Nichts gehört hat man bisher von Marcel Bockting und Tim Ramroth. Wie ist hier der Stand der Dinge?

MS: Ja, richtig, wir sind schon sehr weit mit der Kaderplanung. Da bin ich auch sehr froh drum. Tim Ramroth geht in die 2. Mannschaft und bei Cello (Bockting) wird es in den nächsten Tagen eine Entscheidung geben.

VB: Zum Schluss noch einen Abstecher in den großen Fußball. Was hältst du von Geisterspielen in der Bundesliga und was glaubst du, passiert mit dem MSV?

MS: Geisterspiele sind in der jetzigen finanziellen Situation ein Muss für die Bundesligavereine. Absolut im Vordergrund stehen, muss aber die Gewährleistung der Gesundheit. Die Spiele sind aber wichtig. Es geht um Arbeitsplätze und das ist einfach auch ein wichtiger Faktor. Deshalb müssen diese Spiele stattfinden. Natürlich unter strengen Auflagen. Zum MSV, da wäre es wohl am besten, wenn die Saison abgebrochen und es so gewertet würde, dass der MSV aufsteigt. Die Zebras gehören mindestens in die 2. Bundesliga. Es gibt ein schönes Stadion, die Stadt ist toll und der Verein hat geile Fans!

Das Interview führte Daniel Jung