Michael Roß hat die Position des Sportlichen Leiters zum Ende der Saison aufgegeben. Natürlich haben wir ihn nochmal zum Interview gebeten.

Viktoria Buchholz: Blicken wir erstmal auf die abgelaufene Saison. Wie zufrieden bist du mit dem 4. Platz der 1. Mannschaft?

Michael Roß: Alles in allem kann man zufrieden sein. Leider war die Mannschaft nicht konstant genug, einen besseren Tabellenplatz zu erreichen. In der Hinserie hatten wir an den ersten 10. Spieltagen richtig gute Auftritte. Dann haben zweimal dicke Klatschen bekommen, wo wir auch sehr schlecht gespielt haben. Das war gegen Schönebeck und Katernberg. Man hat aber auch da schon gesehen, dass durch die Spielkonstellationen immer wieder Pausen eingestreut wurden, bei nur 14 Teams in der Gruppe und spielfreien Spieltagen. Dadurch haben wir auch ein bisschen den Rhythmus verloren. Dann haben wir uns teilweise auch schlecht verkauft und nicht auf Schadensbegrenzung gespielt. Bei einem 0:3 sind die Jungs noch nach vorne gerannt. Aber wie gesagt, insgesamt kann man zufrieden sein. Mit ein bisschen mehr Konstanz wäre aber mehr drin gewesen.

VB: Die 2. Mannschaft hat eine starke Saison gespielt und die 3. Mannschaft ist sogar in die B-Liga aufgestiegen. Was sagst du zu diesen beiden Teams? Und wie wichtig ist ein guter Unterbau für die 1. Mannschaft?

MR: Mit unserer 2. Mannschaft haben wir ja schon viele Jahre guten Erfolg. Ein großer Teil dieses Teams besteht ja aus ehemaligen Spielern der 1. Mannschaft. Das ist eigentlich ein guter Weg, aber auch ein wenig verkehrt herum. Denn wir beziehen eigentlich zu wenig Spieler aus der Zweiten für die Erste. So rum wäre es nämlich eigentlich richtig.

Der Erfolg beider Teams, also Zweiter und Dritter, spricht für die gute Arbeit im Seniorenbereich. Ergänzend dazu ist zu sagen, dass wir ja vor einigen Jahren ein Jugendkonzept erstellt haben. Damit sind wir selbst in der Lage junge Spieler auszubilden, die dann den Weg durch die Senioren Mannschaften gehen und hoffentlich stark genug für die 1. Mannschaft werden. Diese Jungs bilden den entsprechenden Unterbau.

VB: Blicken wir doch mal auf deine gesamte Zeit bei der Viktoria. Was waren die Highlights für dich? Und gibt es auch Dinge, die nicht so gut gelaufen oder verbesserungswürdig sind?

MR: Höhepunkte gab es eine ganze Menge. Gerade das erste Jahr 2010/2011. Der Aufstieg in die Landesliga. Was haben wir in diesem Jahr intensiv gearbeitet. Ich sag das immer wieder, so eine Mannschaft zusammenzustellen ist natürlich auch immer Glückssache. Nicht nur vom sportlichen her, sondern auch vom Zusammenhalt war diese Mannschaft sensationell. Daraus haben sich bis zum heutigen Tage auch Dinge entwickelt.

Auch der zweite Aufstieg war besonders, denn das war so gar nicht geplant. Im ersten Jahr sind wir noch an BW Oberhausen mit einem Tor und einem Punkt gescheitert, bevor wir im zweiten Jahr durchgestartet sind. Negativ waren sicher die Abstiege aus der Landesliga, einmal nach 3 Jahren Landesliga und beim zweiten Mal nach 2 Jahren. Bemerkenswert war dabei, dass der Vorstand immer voll hinter mir stand und mir sein Vertrauen ausgesprochen hatte.

Natürlich muss ich auch den Kreispokalsieg mit der aktuellen Mannschaft erwähnen. Das war ganz stark, wie die Erste da durchmarschiert ist. Auch als sportlicher Leiter für die Jugend gab es schöne Erfolge. Alle Mannschaften, die ich betreut haben von C bis A-Jugend in gesicherte Gefilde zu bekommen, war ein schöner Erfolg. B1 und B2 wurden Meister und die C1 und A1 haben ganz sicher die Klasse gehalten.

Negatives gibt es eigentlich nichts zu sagen. Man kann sich aber natürlich in einem Verein immer verbessern. Ein besonderes Highlight ist natürlich noch die neue Platzanlage. Da kann man dem Vorstand gar nicht genug danken. Jetzt fehlt nur noch eine bessere Infrastruktur was Kabinen und Räumlichkeiten angeht, damit viele Mannschaften trainieren können. Und vielleicht gelingt eines Tages der große Wurf mit dem Bau eines zweiten Kunstrasenplatzes. Dann ist Viktoria Buchholz nicht mehr aufzuhalten (lacht).

VB: Wie schwer fällt es dir nach so vielen Jahren im aktiven Fußballgeschehen in den „Ruhestand“ zu gehen?

MR: Das kann ich dir noch gar nicht sagen. Ich will mal ein bisschen mehr für mich machen, will mich nicht nur nach den Daten richten, wann Viktoria Buchholz spielt. Einfach mal in den Tag, die Woche hineinleben ohne eine WhatsApp zu bekommen, was gemacht werden muss oder was nicht so gut lief. Keine Gespräche mehr mit dem Trainer, einem Spieler oder die Pflicht, ein Spiel gucken zu müssen. Darauf freue ich mich. Ich möchte mir demnächst mehr Jugendfußball angucken, da hatte ich einfach zu wenig Zeit zu. Und natürlich Zeit für die Familie. Die letzten 30 Jahre waren immer auf den Fußball ausgerichtet. Die Familie rücke ich jetzt in den Vordergrund. Ob ich nochmal in den Fußballsport zurückkehre, kann ich zum heutigen Zeitpunkt noch überhaupt nicht sagen.

VB: Was glaubst du, kann die 1. Mannschaft in der neuen Saison erreichen und welche Erwartungen hast du an den neuen Trainer Göksan Arslan?

MR: Also, Göksan hat eine sehr intakte Mannschaft übergeben bekommen. Er wird der Mannschaft seinen Stempel aufdrücken. Neue Ideen werden kommen, neue Trainingsmethoden. Er hat eine eigene Spielphilosophie. Das kann der Mannschaft nur gut tun, es erweitert den Horizont. Ich glaube, dass die Mannschaft auch wieder unter die Top Fünf kommen wird. Mit ein bisschen Glück, ist vielleicht auch der große Wurf drin. Man muss natürlich gucken, in welche Gruppe man kommt. Dazu muss man von Verletzungspech verschont bleiben. Ich traue der Mannschaft alles zu.

VB: Was wirst du jetzt eigentlich mit deiner vielen Freizeit machen? Rosen züchten? Angeln?

MR: Wie alle wissen, haben wir ja einen Kleingarten. Das sind 300 qm und da gibt es immer was zu tun. Bei einigermaßen gutem Wetter halten wir uns immer dort auf. Ich freue mich auch darauf, einfach mal an einem Sonntag Nachmittag Kaffee zu trinken und zu relaxen ohne sagen zu müssen, „ich bin jetzt erstmal weg und komme erst heute Abend wieder“.

VB: Werden wir dich denn noch öfter mal an der Sternstraße sehen?

MR: Ich denke, gerade am Anfang werde ich nicht so oft kommen, weil ich tatsächlich ein wenig Abstand brauche. Auch um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob mir was fehlt oder nicht. Aber natürlich komm ich zu den Top Spielen. Auch das Vorbereitungsturnier möchte ich mir ansehen. Natürlich stehe ich auch, falls gewünscht, mit Rat und Tat zur Seite. Ich habe viel mit aufgebaut und weiß das in guten Händen. Yonis Tercan wird als Abteilungsleiter weiter die Zügel fest in der Hand halten. Die Zusammenarbeit mit ihm war klasse und ich bin sicher, dass das mit ihm und Kim Rolinger genauso hervorragend klappt.

Interview: Daniel Jung