Der Trainer hat das Wort

Interview zum Jahresabschluss mit dem Coach der 1. Mannschaft, Göksan Arslan

Viktoria Buchholz: Die Hinrunde und zwei Rückrundenspiele sind bereits absolviert. Wie lautet dein Zwischenfazit?! Womit bist du zufrieden, womit weniger?

Göksan Arslan: Ich fange mal bei der Vorbereitung an. Leider Gottes war es so, dass eine Menge Spieler im Urlaub waren oder mehrtägige Veranstaltungen im Sommer besucht haben, sodass wie nicht mit der vollen 25-Mann Kapelle trainieren konnten. 14-16 Spieler waren permanent anwesend. Ich hätte mir aber gewünscht, alle wären da gewesen. Schließlich war ich als neuer Trainer mit neuen Ideen da und da wäre es vorteilhaft gewesen, alle an Bord zu haben. Wir haben ja dann auch eine neue taktische Formation ausprobiert, die aus meiner Sicht in der Vorbereitung und auch zu Beginn der Saison gut funktioniert hat.

Wir haben in der Hinrunde wirklich ein paar richtig gute Spiele abgeliefert. Doch uns hat insgesamt sehr die Effizienz gefehlt. Guck auf die Tabelle. Wir haben lediglich 20 Gegentore kassiert, das ist der Bestwert in der Liga. Aber in der Offensive… Schau dir Speldorf an, die haben mehr als das Doppelte an Toren geschossen, als wir.

Daneben war erfreulich, dass die Jungs, die beim Training da waren, immer gut mitgezogen haben. Aber natürlich hätte ich mir konstant auch eine etwas höhere Trainingsbeteiligung gewünscht, kann aber verstehen, dass das nicht immer geht.

VB: Die Tabellenplätz 2-6 trennen gerade mal 3 Punkte. Nur der VfB Speldorf spielt eine konstante Saison und ist euch schon 12 Punkte voraus. Der Aufstiegszug scheint abgefahren oder erwartest du noch einen Einbruch der Speldorfer?

GA: Du hast recht, Speldorf hat sich ein dickes Polster erarbeitet. Auf dem Papier ist das aber auch eine super Truppe mit viel Erfahrung und sehr guten Spielern. Die sind richtig gut! Aber das Schöne am Fußball ist ja, dass immer alles passieren kann. Auch Speldorf kann mal eine schwache Phase kriegen. Gerade jetzt, wenn es wieder losgeht, haben sie ja auch ein paar unangenehme Gegner. Zu Beginn müssen sie direkt in Alstaden antreten und danach haben sie das Heimspiel gegen uns. Wichtig wird sein, dass wir unsere Spiele gewinnen. Sollte Speldorf wirklich eine schwächere Phase haben, dann müssen wir halt da sein. Aber das heißt, wir müssen erstmal unsere Hausaufgaben machen. Erst dann kann man mal gucken, was die Speldorfer und all die anderen Mannschaften da oben so machen. Es wird auf jeden Fall eine interessante Rückserie.

VB: Am 6. und 7. Januar seid ihr beim Hallen-Stadtpokal dabei. Ist das für euch nur ein Spaßturnier, ein Step in der Vorbereitung oder habt ihr Ambitionen in der Bude zu zaubern? Die Gruppe mit Genc Osman, Mündelheim, Rheinland Hamborn und Viktoria Wehofen ist jedenfalls nicht leicht.

GA: Für mich persönlich ist es etwas ganz Besonderes, weil es mein erstes Hallenturnier als Trainer ist. In den letzten Jahren, also vor Corona, bin ich auch immer in der Halle an der Krefelder Straße gewesen und hab zugeschaut. Tolle Halle, viele Zuschauer, starke Gegner, also ich freu mich total darauf. Nun sieht es aber so aus, dass wir mit einer sehr jungen Truppe dahin fahren werden. Zwei A-Jugend Spieler werden dabei sein, mehrere jüngere Spieler aus der 2. Mannschaft und einige Spieler aus der 1. Mannschaft. Das soll aber keine Gaudi werden. Wir wollen größtmöglichen Erfolg. Zweimal werden wir vorher noch in der Halle trainieren, um uns bestmöglich vorzubereiten. Dann wollen wir doch mal sehen, was am Ende dabei raus kommt. Ich nehme das Turnier sehr ernst und möchte das auch auf die Jungs übertragen.

VB: Mal was über den Tellerrand. Wie hast du die WM wahrgenommen und was sagst du zum Auftreten der deutschen Mannschaft und zum neuen Weltmeister?

GA: Im Vorfeld gab es ja schon extrem viel Unruhe um den Austragungsort Katar. Diese WM ist sehr politisiert worden. Ich hätte mir gewünscht, dass es viel viel mehr um den Sport geht. Leider wurde das nicht getrennt. Bei solchen Veranstaltungen sollte der Sport immer im Vordergrund stehen, aber hinter den Kulissen passiert halt auch immer extrem viel von dem wir gar nichts wissen und ich mich auch frage, ob ich es überhaupt wissen will.

Bei der deutschen Mannschaft sehe ich wirklich Parallelen in Sachen Effizienz zu uns. Eigentlich haben sie ziemlich gut gespielt, hatten tolle Einzelspieler. In der Defensive gab es sichtlich Probleme, das wurde ja auch offen kommuniziert. Nach vorne gab es etliche Torchancen, letztlich haben nur die Tore gefehlt. Aber wenn du die Dinger nicht machst, hast du halt auch keinen Erfolg. Es war natürlich auch unglücklich, dass Spanien sein erstes Spiel so hoch gewonnen hat. Ich finde es unheimlich schade für die deutsche Mannschaft, weil ich denen echt gerne zusehe.

Für Argentinien freue ich mich. Es ist schön zu sehen, dass ein Land wie Argentinien mit dem großartigen Lionel Messi den Weltpokal geholt hat.

VB: Und noch eine persönliche Frage zum Schluss. Du bist jetzt seit einem halben Jahr Cheftrainer einer Senioren Bezirksliga Mannschaft. Haben sich deine Erwartungen erfüllt oder kam vieles anders als gedacht?

GA: Insgesamt haben sich meine Erwartungen erfüllt. Ich hatte mir viel vorgenommen. Der Aufbau von Strukturen, neue Ideen einbringen. Wie reagiert die Mannschaft darauf? Wie reagiert der einzelne Spieler? Läuft alles glatt? Ich mache den Trainerjob ja schon einige Jahre und die Probleme, die es im Seniorenbereich gibt, die gibt es auch im Jugendbereich. Mir war natürlich von vorn herein klar, dass nicht alles immer zu 100% laufen wird. Aber wir sind auf einem guten Weg und ich bin zufrieden. Manche Dinge brauchen halt auch Zeit und ich habe gute Unterstützung in allen Bereichen. Das Trainerteam zieht super mit und die Spieler ebenso. Aber natürlich gibt es immer auch mal Gesprächsbedarf. Da sind zufriedene Spieler, aber natürlich auch unzufriedene. Das ist aber völlig normal und es gehört zu meiner Aufgabe. In der Tabelle sind oben die Mannschaften sehr eng beisammen. Vieles ist noch drin. Wir werden uns gut für die Rückrunde vorbereiten.

Aber natürlich muss auch ich gewisse Erfahrungen machen. Das ist doch ganz normal, gerade im ersten Seniorenjahr. Ich habe bestimmt auch nicht alles richtig gemacht, das gestehe ich mir dann auch ein und versuche es in der Zukunft besser zu machen. Nobody is perfect, ich auch nicht! Aber daran kann man arbeiten.

Das Interview führte Daniel Jung