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Göksan Arslan legt Traineramt nieder – Michael Roß übernimmt!

Göksan Arslan macht den Jürgen Klopp, aber schon sofort. Gestern legte er sein Traineramt bei der 1. Mannschaft nieder. Der sportliche Leiter, Michael Roß, wird – erstmal bis zum Saisonende- das Team übernehmen. Wir hatten die Gelegenheit mit Beiden kurzfristig zu sprechen.

Drei Fragen an Göksan Arslan:

Viktoria Buchholz: Göksan, du hast deinen Posten als Trainer der 1. Mannschaft zur Verfügung gestellt. Das kommt überraschend. Was sind deine Beweggründe?

Göksan Arslan: In der Winterpause konnte ich mal so richtig abschalten. Dazu muss ich sagen, dass die Hinrunde sehr anstrengend war. Ich habe diese drei Wochen ohne Fußball brutal genossen. Es war sehr schön, sich mal wieder mit der Familie zu treffen, mit Freunden oder wegzufahren. Einfach mal Zeit zu haben für andere Dinge. Gewünscht habe ich mir dann auch, dass die Pause noch eine Woche länger gehen würde. Ich habe halt gemerkt, dass ich erschöpft bin, gerade was Fußball betrifft. Die alltäglichen Dinge gehen mir gut von der Hand, aber alles was mit Fußball zu tun hatte, hat mich gestresst.

Dann bekam ich das Angebot, auch schon für die nächste Saison zu verlängern. Ich wollte das eigentlich auch machen, doch ich zweifelte, ob dies die richtige Entscheidung wäre. Ich war hin und her gerissen.

Als dann der 1. Trainingstag anstand, dachte ich halt, ich fahre zum Platz, sehe die Jungs und habe einen Ball am Fuß. Ich dachte, meine Gedanken würden sich legen. Dem war aber dann leider nicht so! Dann habe mit den Verantwortlichen das Gespräch gesucht und mitgeteilt, wie es mir geht. Ich habe dargelegt, dass irgendwas nicht in Ordnung ist, dass meine Leidenschaft ins Wanken geraten ist und das mir das einiges zu denken gibt. Gleichzeitig habe ich erläutert, dass ich über den Sommer hinaus nicht mehr zur Verfügung stehen würde. Die Saison könnte ich zu Ende bringen, aber nicht mit 100%. Aber sowas kann sich ein Trainer eigentlich nicht erlauben.

Natürlich habe ich mich auch gefragt, ob damit die Ziele der Mannschaft und des Vereins nicht gefährdet sind. Gleichzeitig habe ich angeboten, falls sich kurzfristig eine Lösung finden würde,  meinen Platz zu räumen. Nach internen Gesprächen hat Michael Roß sich dann bereit erklärt die Mannschaft zu übernehmen. Yonis und Michael haben für meine Situation dabei vollstes Verständnis gezeigt, wofür ich sehr dankbar bin.

VB: Wir hatten noch vor einigen Wochen ein einstündiges Radiointerview gemacht. Da warst du voller Tatendrang. Was hat sich seitdem geändert?

GA: Das war ein ständiges Auf und Ab. Natürlich wollte ich voller Tatendrang in die Rückrunde gehen, aber es gab immer wieder Tage, an denen die Lustlosigkeit überwog. Das war ein ständiges Wechselspiel. Als wir das Interview führten war ich auch voller Elan. Am nächsten Tag war es dann wieder anders. Das war auch für mich neu, so kenne ich mich nicht. Ich musste das ernst nehmen und da die Vorbereitung schon weit fortgeschritten war und ein neuer Trainer auch Zeit bräuchte, musste ich schnell eine Entscheidung treffen. Gottseidank ist der Verein mir sehr entgegen gekommen. Jetzt, wo diese Entscheidung getroffen ist, merke ich, dass eine Riesenlast von mir abgefallen ist. Es tut mir leid, für Mannschaft und Verein, aber es war die richtige Entscheidung!

VB: Heißt das jetzt, du wirst nie wieder im Fußball arbeiten oder ist das jetzt lediglich eine schöpferische Pause?

GA: Vom jetzigen Gefühl her würde ich sagen, ich höre komplett auf. Aber in Wirklichkeit ist es wohl eher eine schöpferische Pause. Ich weiß ja nicht, wie es mir in ein paar Wochen, Monaten oder in einem Jahr gehen wird. Seit meinem 8. Lebensjahr bin ich Teil des Fußballs. Eine längere Pause hatte ich nie. Ich war immer aktiver Spieler oder Trainer und muss jetzt erstmal sehen, wie sich ein Leben ohne Fußball anfühlt. Ich kann mir schon vorstellen, dass es mich irgendwann wieder packt und ich irgendetwas machen möchte. Vielleicht auch gar nicht im Trainerbereich, weil das einfach sehr sehr zeitaufwendig ist. Die Viktoria weiß, dass ich auch in einer anderen Funktion tätig sein könnte. Viktoria Buchholz ist und bleibt mein Herzensverein!

Erstmal heißt es aber Abstand gewinnen. Natürlich lasse ich mich blicken und wenn es die Zeit zulässt, schaue ich mir auch die Spiele der Jungs an. Abschließend möchte ich sagen, dass ich dem Verein sehr danke für sein Vertrauen in mich. Das sind tolle Menschen. Besonders möchte ich dem Yonis (Tercan) danken, der mich wirklich immer unterstützt hat. Ebenso ein Dank an Michael Roß, dem ich tollen Erfolg mit der Mannschaft wünsche. Danke, dass er so schnell eingesprungen ist. Ebenso ein Dank an meine Co’s Kai Gröger, Nils Wolf und Marc Mallwitz für die gute Zusammenarbeit.

Einmal Buchholzer, immer Buchholzer! Ich bin nicht aus der Welt!

 

Und auch Michael Roß stellte sich unseren Fragen:

Viktoria Buchholz: Michael, wie sehr hat dich der Rückzug von Göksan überrascht bzw., was sagst du dazu?

Michael Roß: Natürlich hat uns Göksans Entscheidung überrascht. Vor 14 Tagen deutete noch nichts darauf hin, dass etwas auf der Trainerposition passieren sollte. Wir waren ja sogar schon in den Planungen für die kommende Saison und hatten dazu auch schon zusammen gesessen, insbesondere was den Spielerkader angeht. Göksans Gründe kann ich aber zu 100% nachvollziehen. Ich war selber mal an diesem Punkt, wo du einfach das Gefühl hast, ausgebrannt zu sein. Du quälst dich nur noch zum Platz und damit ist niemandem geholfen. Wenn du selber nicht richtig motivierst bist, dann kannst du auch deine Spieler nicht motivieren. Wir danken Göksan sehr für seine geleistete Arbeit in einer schwierigen Situation. Die Mannschaft ist ja gerade in einem Umbruch und da hat er tolle Arbeit abgeliefert.

VB: Du wirst die Mannschaft jetzt übernehmen. Musstest du lange überredet werden oder war dir gleich klar, dass du das machst?

MR: Nachdem die Entwicklung jetzt so rasant fortgeschritten war, musste eine schnelle Lösung her. Eine externe Lösung machte für uns, Abteilungsleiter und Sportliche Leitung, keinen Sinn. Ein Außenstehender hätte die Mannschaft erst kennenlerne müssen. Yonis hat dann mehrere Versuche unternommen, mir den Job schmackhaft zu machen und mich zu überzeugen. Es sollte ja nicht den Eindruck machen, dass ich im Januar zurück nach Buchholz gekommen bin, um den Trainer abzulösen. Ich habe auch nicht mehr so viel Zeit, wie ich sie früher als Trainer hatte, deshalb mache ich das jetzt erstmal bis zum Sommer. Nichtsdesotrotz habe ich auf die Aufgabe richtig Bock und ich glaube, dass in der Mannschaft eine Menge Potenzial steckt. So habe ich nach zwei unruhigen Nächten dann auch zugesagt, die Mannschaft zu übernehmen.

VB: Was ist deine Zielsetzung für die Rückrunde? Tabellarisch steht ihr ja noch genau zwischen Himmel und Hölle!

MR: Ich möchte so schnell wie möglich gemeinsam mit meinen drei Co Trainern eine Spielphilosophie erarbeiten, wo sich jedes Teammitglied einbringen muss. Ich bin ein absoluter Teamplayer und möchte Transparenz. Jeder Spieler soll wissen, wo er dran ist und in welchen Räumen wir uns bewegen wollen. Disziplin ist für mich ein ganz wichtiger Faktor. Wir müssen als Team deutlich besser verteidigen, dies sagt auch die Tabelle aus. Die vielen Gegentore sprechen da eine deutliche Sprache. Das muss besser werden als in der Hinrunde. Da ist auch wieder der gesamte Mannschaftsverbund gefragt. Es geht mir da wirklich nicht um einzelne Mannschaftsteile, sondern um das gesamte Team. Wenn wir es schaffen, Spaß an der Verteidigung zu bekommen und gleichzeitig mutig und zielstrebig nach vorne spielen, bekannte Lauf- und Passwege haben, können wir die Gegner überraschen und positive Ergebnisse erzielen. Das wird sich in der Tabelle niederschlagen und dann haben wir unser Ziel erreicht und werden kommende Saison schauen, wie es weiter geht.

Die Interviews führte Daniel Jung